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Ich bin nicht spießig.

Oder doch?

So manches Mal wird man als Ordnungsexpert:in in eine Schublade gesteckt: detailversessen, akribisch, penibel.

Das erste Mal habe ich es wahrgenommen, als ich im Frühjahr 2023 in einem Gespräch zu einem möglichen Gründercoaching saß. Ich schilderte meine Geschäftsidee und mein Gegenüber äußerte, Perfektionist:innen würden sich selbst im Wege stehen. Ich fragte mich, ob die Person, die ich seit 5 Minuten kannte, mich als perfektionistisch einschätze.

Was meinst du, lag es an meiner Business-Idee „Ordnung schaffen“?

Gewissenhaft und zielgerichtet

Ich gehe in Haushalte, um mit meinen Kund:innen ihre Dinge zu ordnen. „Damit sie Ihnen nicht um die Ohren fliegen!“ scherze ich auch schon mal, sofern die Situation passt. Dabei stelle ich viele Fragen, mache Vorschläge, wie wir die Dinge bedürfnisorientiert arrangieren können und motiviere, Entscheidungen zu treffen.

Am liebsten verbindlich

Den Dingen feste Plätze zuordnen, und zusätzlich diese konsequent einzuhalten, ist harte Arbeit. Laut einer Studie des European Journal of Social Psychology aus dem Jahr 2009 dauert es durchschnittlich 66 Tage sich neue Gewohnheiten anzueignen bzw. alte abzulegen.

Klar, das bedarf Durchhaltevermögen.

Lagen Atem zu beweisen, zahlt sich aus. Hast du eine für dich maßgeschneiderte Grundordnung etabliert, legt sich deine Unruhe.

Ordnung = Pedanterie?

Neulich im Kundentermin. Wir haben aufgeräumt und sortiert. Meine Kundin und ich bemerkten beide, wie sie sich sträubte, feste Plätze einzurichten und diese zu bezeichnen. Irgendwie fühlte sie sich damit nicht wohl.

Sie benannte, was sie daran störte. Das fand ich super. Ihr Standpunkt war, dass sich Menschen mit eingefahrenem Handeln oft selbst im Wege stehen. Wir entwickelten Lösungen, die sie in ihrer Situation nach vorn gebracht haben.

Bevor ich mich eingehend mit Ordnung beschäftigt habe, habe ich es ähnlich wahrgenommen. Heute empfinde ich es anders. Ordnung ist in erster Linie individuell, Schema F hilft, ist Teil der Lösung.

Zwei Seiten einer Medaille

Ordnest du Dinge an, entscheidest du dich zum Einen für eine Vorgehensweise, die nur funktioniert , wenn du Prozesse und Regeln einhältst. Ganz klare Leitlinien.

Zum Anderen entscheidest du dich für Freiraum. Schließlich hörst du auf, immer wieder zu suchen. Endlich!

Du hast GENAU JETZT mehr Zeit für die Sachen, die du machen möchtest. Zeit, deine kreativen Einfälle oder spontanen Ideen umzusetzen. Ohne eine Schleife zu drehen, weil wieder mal etwas fehlt oder du dich nicht erinnerst, wohin du es das letzte Mal auf die Schnelle abgelegt hast.

Ist das etwa spießig? Nö.

Bahnschiene im Kopf, adieu.

Engstirnig finde ich, gefällte Entscheidungen in Stein zu meißeln. Das betone ich auch bei meinen Einsätzen. Es geht nicht um absolute Perfektion. Vielmehr geht es darum, passende Strukturen zu entwickeln und ihre Vorzüge zu nutzen.

So erlangst du die Flexibilität, die dich an dein Ziel bringt.

Und die Flexibilität, immer mal wieder hinzuschauen, was gerade dran ist, und welche Dinge du wirklich benötigst.