Bye, bye, Hobby
Es ist aus mit uns
Trennungsschmerzen sind richtig fies.
Wir kennen sie von unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Liebe bricht auseinander, Menschen gehen von uns, Freundschaften verändern sich.
Wir verbinden sie auch mit materiellem Verlust - und den Gefühlen, die wir dabei erleben. Der erste Kratzer am neuen Auto, die Ernüchterung bei der Anprobe des neuen Kleidungsstück vor dem eigenen Spiegel, die Enttäuschung über den wahren Inhalt beim Öffnen der Mogelpackung.
Manch eine Trennungsentscheidung treffen wir selbst, andere werden uns ungefragt serviert.
Brennst du wirklich für dein Hobby?
Oder ist es mittlerweile eine reine Gewohnheitsangelegenheit, eine soziale Verpflichtung oder ein "Abarbeiten" des Geldes, welches du da reingesteckt hast?
Ich habe neulich einen Blick in meine Wollkiste riskiert. Die steht da und buhlt um meine Aufmerksamkeit. Seit Jahren. Und jetzt kommen wieder die langen Abende. Perfektes Hobby, oder?
Es gab eine Zeit, in der habe ich mit Hingabe gestrickt. Ich empfand es als meditativ, die Ergebnisse chick und vor allem unique, da hand-made. Ich habe meine Zeit und auch ein paar Penunsen in Nadel und Faden investiert.
Einen Schal trage ich jeden Winter aufs Neue - ein Lieblingsstück. Andere sind längst zu Laufmaschen geworden und über sieben Berge verschwunden.
Und es gab eine Zeit, da habe ich mir beim Stricken die Ohren gebrochen. Als frisch gebackene Mutter. Weil ich dachte, wenn ich bis dato absolut freiwillig und zur Entspannung Schale produziert habe, auch leidenschaftlich Kindersocken und Mützchen stricken würde. Fehlanzeige!
Dann kam die Ernüchterung
Nach ein paar Prototypen habe ich es dran gegeben. Es hat mir einfach keinen Spaß gemacht, Wärmendes für Kopf und Fuß im Kleinformat anzufertigen.
Vielmehr freute ich mich über tolle, gestrickte Willkommens-Geschenke für meine Kinder. Selbstgemachtes von Menschen, die wissen was sie tun. Und denen ich zutraue, dass sie es mit Eifer und Hingabe gemacht haben. Was für eine Wertschätzung!
Ich stopfte meine angefangenen Projekte in die oben aufgeführte Wollkiste.
Seitdem steht sie dar - ein Sinnbild für ein Hobby vergangender Zeit, dass irgenwann einfach nicht mehr zu mir passte.
Und jetzt die Erleichterung
Ich bin es leid, um die Kiste herum zu schleichen. Ich weiß, dass ich keine Super-Strick-Mama bin und meinem Mann ein paar warme Socken versprochen habe. Na und?
Die angefangenen Ärmelchen habe ich wieder aufgeribbelt - eh zu klein und auf Enkel warten, die dann meinen mit verkiffendem Gesicht produzierten Bandsalat tragen sollen? No way.
Der halben Socke für meinen Mann gebe ich noch ne Chance - mein Ehrgeiz ist hierbei aufgeweckt. Muss mir nur noch jemanden suchen, der mir zeigt, wie man Hacken strickt. Und jemanden, der mir hilft, das Werk zu klonen, damit es nicht bei einer Socke bleibt.
Die Wolle, die mir persönlich nicht mehr gefällt, habe ich aussortiert - als Spende.
Ein paar Knäul sind noch in der Pipeline. Und ich habe mir für sie eine Frist gesetzt - was ich in den kommenden Monaten nicht verstricke, sortiere ich im Frühling aus.
Dann habe ich mehr Raum für neue Ideen - aus denen ein Hobby werden könnte, welches heute zu mir passt.
Und mit der Wolle, die ich nicht mehr benötige, versorge ich diejenigen, die regelmäßig und leidenschaftlich stricken. Denn ich verschenke gerne etwas Schönes, Bereicherndes.
Und du, womit verbringst du deine wertvolle Lebenszeit so?